Aus Märkische Allgemeine | 07.05.2004

Arbeitskreis Verkehr plädiert für neue Führung der Bundesstraßen

PEER STRAUBE

Potsdamer Verkehrsexperten warnen davor, die Ortsumgehung für die Landeshauptstadt auf den Bau der so genannten Havelspange zu reduzieren. Diese Verbindung zwischen den Bundesstraßen 1 und 2 entlang des Bahndamms über den Templiner See könne die Verkehrsprobleme nicht allein lösen, sie würde sie eher verschärfen, sagte Matthias Oeckel, Mitglied des Arbeitskreises Verkehr Potsdam, gestern der MAZ.

Nachdem der Verkehrsausschuss des Bundestages, wie berichtet, nur noch diese Minimallösung im Bundesverkehrswegeplan als „vordringlich“ eingestuft hat, seien Potsdams Politiker gefordert, sich in Berlin für eine erweiterte Lösung einzusetzen. Der Arbeitskreis unterbreitete dazu den in der Grafik dargestellten Vorschlag. Als absolut notwendig wird darin der Weiterbau der Trasse von der Spange nach Westen angesehen.

Statt, wie ursprünglich geplant, die Straße nur nach Norden zur B 273 zu führen, befürworten die Experten auch einen Abzweig entlang der Eisenbahn über den Großen Zernsee, der, als neue B 1 gewidmet, nördlich an Werder vorbeiführt. Die B 2 solle westlich um Golm herum zur B 273 gelegt werden. Für das östliche Ende der Umfahrung schlägt der Arbeitskreis vor, die Friedrich-Engels-Straße an die Nuthestraße anzubinden. Damit entfiele die Belastung für Rehbrücke und die Waldstadt, die mit einer früher geplanten Trasse entlang der Wetzlarer Bahn entstünde.

Der Arbeitskreis sieht weitere Vorteile. Neben einer Entlastung Werders und Geltows vom Durchgangsverkehr durch die Führung über den Zernsee würde nach Meinung der Fachleute auch das Potsdamer Weltkulturerbe profitieren. Statt sich seinen Weg durch die Forststraße am Neuen Palais vorbei über die Amundsenstraße nach Norden zu bahnen, flösse der Verkehr über die neue B 2 zur B 273. Zudem werde der Wissenschaftsstandort Golm an das Fernstraßennetz angebunden.

Ziel des Vorschlags ist es, alle drei Bundesstraßen, die jetzt noch direkt in die Innenstadt münden, durch Neubau oder Umwidmung an die Peripherie zu verlegen. Damit könnte sich laut Arbeitskreis auch der Bau der Innerstädtischen Entlastungsstraße (Ises) erübrigen. Eile sei indes bei der Humboldtbrücke geboten. Der Zustand dieses zweiten Havelübergangs mache eine baldige Erneuerung nötig.

Voraussetzung für eine erneute Variantendiskussion ist allerdings, dass der Bundestag der Empfehlung seines Verkehrsausschusses nicht folgt und die gesamte Ortsumgehung Potsdam im vordringlichen Planungsbedarf belässt. Die Minimallösung Havelspange könnte sich als Papiertiger erweisen, so die Befürchtung. „Wegen des nahen Kulturerbes“, sagte Oeckel, „haben die Gegner der Spange einfach die besseren Argumente.“

© 2004 Märkische Verlags- und Druck-Gesellschaft mbH Potsdam