Aus Berliner Morgenpost | 30.04.2004

Von Dieter Salzmann

Potsdam – Surfer, Angler und Badenixen schätzen sie gleichermaßen: die Havel. Am Montag, dem Internationalen Tag des Wassers, wird sie auf einem Festakt in Fürstenberg (Oberhavel) offiziell zu Deutschlands „Flusslandschaft des Jahres 2004/2005“ gekürt. Den Titel vergeben die Naturfreunde Deutschlands gemeinsam mit dem Deutschen Anglerverband. „Die Havel ist eines der sehr seltenen, langsam fließenden Flachlandgewässer, die es zu bewahren gilt“, sagt Helmut Hoffman, Projektleiter der „Flusslandschaft“. Die nur 39 Meter Höhendifferenz von der Quelle bis zur Mündung bestimmen wohl auch den merkwürdigen Verlauf der Havel. Sie fließt zunächst ins Binnenland, wechselt zweimal abrupt die Richtung und versucht schließlich doch noch, einen eigenen Weg zum Meer zu finden, bevor sie von der Elbe aufgenommen wird. Die Havel hat keine sichtbare Quelle und entspringt drei Seen bei Kratzeburg, die unterirdisch gespeist werden. „Erst ab Fürstenberg kann man eigentlich von einem richtigen Fluss sprechen“, sagt Marina Donner von den Naturfreunden. Sie organisiert die Veranstaltungen und Projekte zur „Flusslandschaft des Jahres“.

Dazu gehören die Renaturierung der Wentowseen bei Dannenwalde und ein naturnahes Tourismusprojekt an der mittleren Havel, wo es künftig zwischen den Orten Schmergow, Deetz und Götz die Möglichkeit geben soll, flussab im Boot zu fahren, um dann auf dem Fahrrad zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Badestopps sind inbegriffen, denn die Havel breitet sich dort zu einer weiten Seenkette aus. Ein wichtiger Grund, weshalb die Havel als „Flusslandschaft des Jahres“ ausgewählt wurde, sind Bedenken gegen den Ausbau der mittleren Havel im Rahmen des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 17. „Dadurch ist der Fluss bedroht“, kritisiert Hoffmann. Allein durch das Ausbaggern des Havelbettes steige die Fließgeschwindigkeit, was zu großem Wasserverlust führe. Erleichtert ist er, dass die über weite Strecken kanalisierte untere Havel, die ab Brandenburg über Rathenow zur Mündung fließt, aus dem Bundeswasserstraßennetz verschwindet und ihren ursprünglichen von Auen gesäumten Verlauf zurückerhalten soll.

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