Aus Märkische Allgemeine | 02.02.2004

Widerstand gegen Straßenpläne

MATTHIAS ANKE

WILDPARK-WEST -Wütender Protest gegen die Entwürfe zur Verknüpfung der Bundesstraßen 1 und 2, die so genannte Netzverknüpfung im südwestlichen Potsdamer Umland, hat sich nun auch unter den Bewohnern von Wildpark-West formiert – und sogleich organisiert. Denn dort gründen die Gegner dieser Straßenpläne derzeit einen Verein, der auf eine Nullvariante hinarbeiten soll, also jeglichen Spatenstich verhindern will.

„Eine Bürgerinitiative allein wäre juristisch weder handlungsfähig noch nachhaltig genug“, sagt Peter Kunz. Der Anwalt und zukünftige Bewohner des Geltower Ortsteils sprach am Freitagabend im Bürgerhaus von Wildpark-West vor fast 200 aufgebrachten Bürgern seine volle Unterstützung im Kampf gegen die Entwürfe innerhalb des Bundesverkehrswegeplans aus. „Wir sind die Anwälte des Wildparks“, sagt er. Dass ein Drittel der gesamten Bevölkerung von Wildpark-West das Bürgerhaus aus allen Nähten platzen ließ, machte den Reiz dieses Themas deutlich, das seit vergangener Woche erneut diskutiert wird, als aktuelle Entwürfe im Verkehrsentwicklungsplan 2015 des Landkreises dem Kreisentwicklungsausschuss vorgestellt wurden.

Juristische Unterstützung beispielsweise durch Richter Dietrich König, einige Notare und weitere Anwälte stärkt die Einwohner von Wildpark- West zusätzlich. Sie alle wissen, warum der jetzige Zeitpunkt so wichtig ist, um zu handeln. Denn sobald das Planfeststellungsverfahren beginnt, sei so gut wie nichts mehr zu bewirken. Anhörungsrechte werden allzu oft nur belächelt, behaupten aus Erfahrung der Anwalt Peter Kunz und Wolfgang Ebert als Vorsitzender des Naturschutzbundes in Potsdam. „Wir müssen jetzt die demokratische Chance nutzen und zeigen, dass es den Bedarf einer solchen neuen Straße überhaupt nicht gibt“, sagen sie.

„Den Entwürfen zufolge würde die neue Bundesstraße direkt durch unseren Vorgarten schießen“, beschwert sich Robert Thoms, der sich erst vor kurzem ein Haus am Werderschen Damm gekauft hat. Doch nicht allein private Betroffenheit und damit einhergehende Angst vor Verkehr, Lärm und Wertverlust ihrer Grundstücke löste die Wut der Einwohner aus. In Wildpark West, wie auch Bergholz-Rehbrücke und Wilhelmshorst, wo sich ebenfalls Bürgerinitiativen formiert haben, erschüttern vor allem die möglichen Eingriffe in die Natur, die Wolfgang Ebert vom NABU im Bürgerhaus erläuterte. Der Straßenverlauf, der die alte B 1 entlasten soll und quer durch den Wildpark bis zum Golmer Luch, dann am Zernsee entlang bis zum Autobahnanschluss führt, sei laut Ebert fatal. Selbst wenn es also den Bedarf einer Umgehungsstraße für Potsdam gäbe, die drohenden Zerstörungen der Tier- und Pflanzenwelt sind für den Naturschützer Grund genug, sämtliche Entwürfe zu verhindern.

Ohnehin gibt es die Umfahrung bereits: Den Berliner Ring. Denn von Bergholz-Rehbrücke bis nach Potsdam-Nord ist es zeitlich dasselbe, ob man durch Potsdam fährt oder den Ring benutzt. Zudem rechtfertigen auch die von der Stadt ermittelten sieben Prozent Durchgangsverkehr keine derartige Umgehung, vor allem nicht künftig, wenn die Bevölkerung hierzulande so rapide schrumpfen soll, wie von Statistikern angekündigt wird, erläuterte Wolfgang Ebert.

„Das ist alles einfach nur skandalös“, sagt Peter Kunz. Eine Überreaktion sei massiver Widerstand dabei nicht, denn dieses Mal wollen sich die Bürger nicht überrumpeln lassen. Die Erfahrungen hinsichtlich Glienicker Horn, Potsdam-Center und Golms Eingemeindung beispielsweise, wo sich die Bevölkerung jeweils entschieden gegen deren Verwirklichung jedoch ohne Erfolg ausgesprochen hatte, dürften reichen. „Das hier wird deshalb kein einmaliges Aufbäumen sein, und dieses Mal wird nicht irgendwann einfach drauflos gebaut werden können“, warnt Anwalt Kunz. Wer ebenfalls im Verein für Wildpark-West tatkräftig werden möchte, kann sich bei Bernd Rosenkranz melden unter 03327/740998.

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