Aus Potsdamer Neueste Nachrichten | 17.03.2004
Initiative „Werder blüht was“ äußert Zweifel an Sinn der Netzverknüpfung Potsdam
Werder. „Werder blüht was“ – so nennt sich die vor kurzem ins Leben gerufene Bürgerinitiative aus Werder gegen die Netzverknüpfung. Bereits zum dritten Mal trafen sich die Mitglieder der Initiative und interessierte Werderaner am Dienstagabend zum Informationsabend im „Hotel zur Insel“. Als Gast war die Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm (B90/Grüne) geladen, die gleich am Anfang massive Zweifel äußerte, dass die Straßenkosten im Verhältnis zum Nutzwert stehen würden. Behm rief die Bürger auf, durch mehr Öffentlichkeitsarbeit und mit Fachinformationen zu helfen, dass das Projekt nochmals überdacht wird. Auch die Bundestagsabgeordneten der Region müssten sensibilisiert werden.
Was genau sind nach Meinung der Bürgerinitiative die Nachteile für Werder? Dies erläuterte Gunnar Assmann: Keine Entlastung für die B1, Zusatzverkehr von der Autobahn A10 wegen der Abkürzung der Fahrstrecke um 35 Kilometer von Abfahrt Phöben bis Auffahrt Michendorf auf die A10, Lärmausbreitung besonders auf den großen Wasserflächen und der Bahnüberführung nach Wildpark West.
Eine weitere Problematik sei der Stau auf der A10. Dann nämlich würde der gesamte Verkehr über die Bahnhofstraße oder den Kesselgrund in die Innenstadt von Werder gelangen und über die Potsdamer Straße zur ohnehin schon verkehrsreichen B1 geleitet, meint Assmann.
Auch für die Tourismusbranche könne der Straßenneubau keine nennenswerten Vorteile bringen, erklärte er. Was wird aus den Projekten vom Landestourismusverbands mit Stichworten wie „Faszination Wasser“, „Gärten und Landschaften“, „Wellness“, „Modell Skandinavien“, gab er zu bedenken? Assmann führte auch die Havelauen an, die als „Wohngebiet in gehobenem Stil“ gedacht seien. „Wer will da noch wohnen, wenn dort ein viel befahrener Verkehrsknoten entsteht?“ stellte er in den Raum.
Mit seiner Äußerung, dass auch Gewerbestandorte vernichtet würden, entfachte der Vertreter der Bürgerinitiative weitere Diskussion. Familie Rietz, die eine Bootswerft an der Zernseebrücke betreibt, teilte seine Auffassung. Fritz Rietz erläuterte, dass durch den Bau der Straße zwei Wirtschaftsgebäude abgerissen werden müssten. Außerdem würde durch den Straßenlärm wohl niemand mehr einen Bootsliegeplatz haben wollen. Ähnlich gehe es anderen Gewerbetreibenden am Wasser im Norden Werders, wie der Bootswerft Vulkan und dem Bootsanlieger Albrecht sowie auch den Bootswerften Görrissen und Grabow in Wildpark West.
Verärgert zeigten sich die Gäste über die Informationspolitik der Stadtverwaltung Werder. Der Kritik schloss sich Gitta Gessinger, selbst grüne Stadtverordnete, an: „Auch die Stadtverordneten haben erst vor 8 Wochen erste Informationen erhalten.“ Bekanntermaßen sei Bürgermeister Werner Große (CDU) für einen Straßenbau, wenn es eine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt und für Lärmschutz gesorgt wird. Joachim Gessinger, Landeschef der Grünen in Brandenburg, appellierte an den Kreistag, dem Projekt nicht zuzustimmen. Simone Franke
Demnächst im Internet unter:
www.werder-blüht-was.de
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