Aus Berliner Morgenpost | 04.05.2004

Bundestags-Verkehrsausschuss berät morgen über geplante Straßenverbindung von B 1 und B 2

Von Dieter Salzmann

Potsdam – Spektakulär soll sie werden, teuer und möglicherweise nutzlos: Die als „Havelspange“ bezeichnete Verbindung zwischen den Bundesstraßen 1 und 2 südlich von Potsdam soll parallel zur bestehenden Bahntrasse mitten über den Templiner See führen. Ob das vom Land geplante und vom Bund finanzierte, bis zu 70 Millionen Euro teure Projekt den Innenstadtverkehr in Potsdam wesentlich entlastet, ist jedoch heftig umstritten.

Morgen berät der Verkehrsausschuss des Bundestages darüber, ob das Vorhaben im nächsten, bis zum Jahr 2015 gültigen Verkehrswegeplan festgeschrieben wird. Das entsprechende Gesetz soll noch vor der Sommerpause verabschiedet werden.

„Der Verkehr über die Lange Brücke, die Autofahrer jetzt passieren müssen, wenn sie von der B 1 zur B 2 wollen, würde nach jüngsten Untersuchungen um sechs bis acht Prozent zurückgehen“, sagt Albrecht Söllner von der Potsdamer Bürgerinitiative gegen das geplante Brückenbauwerk. Derzeit fahren täglich 40 000 Autos über die Brücke. Eine Entlastung wäre, zumal während den Spitzenzeiten, kaum spürbar“, so Söllner.

Er befürchtet, das der neue Übergang eher noch zusätzlich Verkehr in die Stadt holt, an anderer Stelle zwar, dafür aber in einen äußerst sensiblen Bereich: „Für Autofahrer vom südlichen zum westlichen Berliner Ring wäre die neue Trasse eine ideale Abkürzung“, sagt er. Allerdings führt diese Strecke durch ein Wohngebiet und direkt am Neuen Palais am westlichen Rand von Park Sanssouci entlang. Deswegen, habe, so Söllner, die Weltkulturerbe-Organisation, der sämtliche größeren Bauvorhaben gemeldet werden müssten, einen offiziellen Prüfantrag eingeleitet und bei der Potsdamer Stadtverwaltung angefragt. Der Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hat sich erst vor kurzem noch einmal beim Bund für einen dritten Havelübergang eingesetzt. Gleichzeitig sicherte er aber Vertretern der Bürgerinitiative zu, nichts zu tun, was den Status Potsdams als Weltkulturerbe gefährde. „Wir nehmen die Sorgen der Menschen ernst und sind mit der Unesco im Gespräch“, sagte er gestern und betonte, die Diskussion sei noch nicht zu Ende geführt.

Für die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein ist „noch nichts angebrannt“. Dadurch, dass Teile der Brückenzubringer auf beiden Seiten der Havel aus den Planungen herausgenommen worden seien, hätten Stadt und Land noch die Möglichkeit, das Projekt zu überdenken. Die Anschlüsse und Verbindungen waren gestrichen worden, weil sie durch Wohn- und Naturschutzgebiete geführt hätten. Die Planungen für die Brücke selbst samt der Verbindung von der B 1 zur B 2 bleiben jedoch bestehen. Ob sie je gebaut wird, ist noch vollkommen offen. Das hänge davon ab, wie sich Stadt und Land künftig positionierten.

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