Aus Märkische Allgemeine | 26.03.2004

Rot-Grün favorisiert bis 2015 lediglich die Havelspange

HILTRUD MÜLLER

BERLIN/POTSDAM Von der umstrittenen Ortsumfahrung Potsdam soll lediglich die Havelspange über den Templiner See in den Bundesverkehrswegeplan 2015 aufgenommen werden. Darauf einigten sich jetzt die Bundestagsabgeordneten von SPD und Bündnis 90/Die Grünen und wollen diesen Antrag unverzüglich in den Verkehrsausschuss des Bundestages einbringen.

Das bedeutet, dass die übrigen Abschnitte der geplanten und heiß umstrittenen Ortsumfahrung Potsdam nicht mehr die Bewertung „vordringlicher Bedarf“ erfahren und somit bis 2015 nicht mehr realisiert würden. Hierbei handelt es sich um die Abschnitte zwischen dem westlichen Autobahnring (Werder) und der B 1 sowie zwischen der B 2 und der L 40 (Bergholz-Rehbrücke). Allerdings blieben die Trassenoptionen für eine Umsetzung der Projekte nach 2015 durchaus erhalten.

Für die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein ist diese Vereinbarung ein Fortschritt, „weil wir erst einmal Zeit für eine sinnvolle Verkehrsplanung gewonnen haben. Wir können in Ruhe beobachten, wie sich die Verkehrsströme entwickeln.“ In diesem Zusammenhang könne sich womöglich auch der weitere Ausbau des Autobahnringes positiv auf die Bewältigung der Verkehrsprobleme im Großraum Potsdam auswirken. Denn Rot-Grün einigte sich auch darauf, den Autobahnabschnitt zwischen dem Dreieck Nuthetal und dem Dreieck Potsdam achtstreifig auszubauen und als Verkehrsprojekt „Deutsche Einheit“ in den „vordringlichen Bedarf mit besonderer Priorität“ einzuordnen. Für den Abschnitt vom Dreieck Werder zur Anschlussstelle Groß Kreutz ist hingegen ein sechsstreifiger Ausbau unter „vordringlicher Bedarf“ vorgesehen.

Setzen sich Rot-Grün im Ausschuss durch, wäre die mautfreie Abkürzung der Autobahn von West nach Ost vom Tisch. „Darüber bin ich ebenso froh wie über die Bewahrung von Lebensqualität, die mit dem Verzicht auf diese Trassen durch die Wald- und Seenlandschaft verbunden ist“, sagte Wicklein der MAZ.

Ob allerdings die Havelspange als Fragment einer Ortsumfahrung sinnvoll ist oder nicht, müsse jetzt die Stadt prüfen. Für Wicklein sind die Vorbehalte der Initiative „Bürger für Verkehrsberuhigung in Potsdam-West“, die vor den Folgen der Havelspange für das Neue Palais im Besonderen und Potsdam-West im Allgemeinen warnen, „sehr ernst zu nehmen“. „Der Bundesverkehrswegeplan sagt nicht, dass dieser dritte Havelübergang kommen muss, sondern nur: Das Geld steht bereit, wenn er politisch gewollt wäre“, stellt Wicklein klar. Doch die Politik habe sich dazu noch nicht positioniert – weder in der Stadt noch im Landkreis. Wiederholt fordert sie beide Gebietskörperschaften auf, endlich ihre Hausaufgaben zu machen und ein abgestimmtes Verkehrskonzept in engem Kontakt mit dem Landesministerium zu erarbeiten.

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